András, was genau leistet die Vicoland-Plattform? Was sind die Kernfunktionalitäten?
Die Plattform ermöglicht es Freelancer*innen, Teams zu bilden – wir nennen sie „virtuelle Companies“, kurz Vicos. Diese Vicos können dann für Unternehmen große Enterprise-Level-Projekte umsetzen. Der komplette Prozess von der Projektanbahnung bis zur finalen Zahlung läuft über die Plattform. Dadurch werden alle Abläufe massiv vereinfacht.
Die Vicos treten auf der Plattform wie ein traditioneller Dienstleister auf. Wie organisieren sie sich?
Dafür suchen wir nach den sogenannten Vico Leads. Das sind erfahrene Freelancer*innen, die oft über Jahre Expertise und ein Netzwerk in einem Bereich, zum Beispiel Softwareentwicklung, aufgebaut haben. Diese Vico Leads gründen auf der Plattform eine Vico, geben ein paar Details an und bauen über ihr Netzwerk ein Team auf. That’s it – die Plattform automatisiert ab dann die gesamte Verwaltung, die es der Vico ermöglicht, wie ein traditioneller Dienstleister aufzutreten: Verträge, Rechnungen, Zahlungen, Versicherungen und vieles mehr. So kann sich die Vico darauf fokussieren, worin sie gut ist – ihre Expertise.
Was schätzen Kunden besonders an der Plattform?
Dass sie darüber so einfach mit einer Vico zusammenarbeiten können. Wir sehen uns in der User Experience zwischen Tinder und SAP – für Kunden möglichst Tinder, im Hintergrund läuft die Komplexität von SAP. Das Ganze läuft als Plug-and-Play, Kunden müssen keine Prozesse ändern, um eine Vico einzubinden. Daher können unsere Teams sehr schnell mit Kundenprojekten loslegen – zwischen Kundenanfrage und Angebot vergehen maximal 72 Stunden. Als Plattform haben wir zudem sehr viele Daten, die wir Kunden zu Reportingzwecken zur Verfügung stellen können. Die Performance unserer Vicos ist beeindruckend: Sie arbeiten nachweisbar bis zu 30 Prozent kosteneffizienter als traditionelle Dienstleister.
Wie viele Vicos sind aktuell auf der Plattform organisiert?
Rund 650. Dahinter stehen über 10.000 Freelancer*innen in 52 Ländern. Über die Plattform wurden bereits über 1000 Projekte für mehr als 100 Kunden abgeschlossen.
Was ist für das laufende Jahr an neuen Themen geplant?
Vieles! Wir fokussieren uns ständig darauf, die Zusammenarbeit zwischen Kunden und Vicos zu verbessern. Nur ein paar Stichworte: Wir integrieren eine standardisierte Enterprise-Level-Versicherung, die weltweit Vicos gegenüber Kunden abdeckt. Wir ermöglichen Factoring, damit Unternehmen mit langen Zahlungszielen trotzdem mit Freelancer*innen zusammenarbeiten können. Darüber hinaus automatisierte Scheinselbstständigkeits-Checks, die auf Basis von Projektdaten Compliance-Risiken minimieren. Jetzt gerade experimentieren wir mit der Integration von Large-Language-Modellen wie ChatGPT in unser Angebotserstellungstool. Das beschleunigt die Erstellung komplexer Angebote noch mal deutlich, und Kunden erhalten ihre Angebote dadurch noch schneller.
Die Vicoland-Plattform integriert sich mit Vendor-Management-Systemen wie zum Beispiel SAP Fieldglass. Ergänzt Vicoland damit SAP Fieldglass – oder wie ist die Integration zu verstehen?
Unsere Integration ermöglicht Fieldglass-Nutzern, mit Vicos zusammenzuarbeiten. Das fügt Fieldglass eine neue Dimension hinzu, die das VMS zurzeit nicht abbilden kann. Das Schöne daran ist, wie einfach die Integration ist. Vicoland kann einfach als Supplier angelegt werden, und wir müssen nur noch die Datenaustauschpunkte konfigurieren. Die Integration kann daher meist in ein bis zwei Wochen umgesetzt werden. Für mehr Details einfach auf unserer SAP-App-Store-Seite vorbeischauen!
Was ist deine langfristige Vision für die Plattform? Wo steht Vicoland 2030?
Wir wollen den Professional-Services-Markt transformieren. Ich bin überzeugt, dass Vicos deutlich besser zu den Anforderungen der heutigen Arbeitswelt passen als traditionelle Dienstleister – Stichwort New Work. Die Plattform Vicoland ist heute auf die Umsetzung digitaler Projekte fokussiert, aber warum nicht auch andere Bereiche mit einbinden? Warum keine globale Rechtskanzlei als Vico?
Was ist dein persönlicher Background? Du hast in der Schweiz studiert, dann deinen Master in Schottland gemacht.
Genau. Nach einem klassischen BWL-Studium in St. Gallen bin ich eher zufällig in einen Computer-Science Master in Schottland reingerutscht. Im Nachhinein ein sehr glücklicher Zufall, da ich dort meine Passion für Technologie entdeckt habe, die ich bis heute verfolge.
Warum wird man dann Produktchef bei einem Startup wie Vicoland – und geht nicht in die Industrie?
Letzteres war eine Zeitlang der Plan! Aber nach meinem Master wurde mir klar, dass mir das Unternehmerische deutlich mehr liegt. Und ich wollte lernen, wie man aus einer Initialidee ein Unternehmen aufbaut, das einen Mehrwert generiert. Gepaart mit der frisch entdeckten Passion für Technologie war Vicoland die perfekte Möglichkeit, genau in dem Bereich maximal dazuzulernen.
Was schätzt du besonders an Vicoland?
Es gibt mir genau das, was mich zu Vicoland gezogen hat. Eine sehr steile Lernkurve zu einem wichtigen und komplexen Problem, das wir mit Vicos lösen wollen. Ein Team, das sehr unternehmerisch eingestellt ist und von dem ich tagtäglich lernen kann. Eine unkomplizierte Kultur, der interne Politik fremd ist. Jeden Tag eine neue, andere Herausforderung. Und handfesten Fortschritt – ich sehe, dass unser Engagement etwas bringt.